Das Haus stammt ursprünglich von Holger Sinding-Larsen (1869–1938), einem der prägenden norwegischen Architekten seiner Zeit. Er war überzeugt von einer klaren norwegischen Bautradition – schlicht, ausgewogen proportioniert und geprägt vom ländlichen Bauhandwerk. Genau diesen Ansatz setzte er in Kroken um. Einige dieser Merkmale sind bis heute erhalten. Der große Specksteinofen im Wohnzimmer gehört dazu; angeblich hat Sinding-Larsen ihn selbst aus dem Gudbrandsdalen hergebracht, dem Tal im Osten Norwegens, das für traditionelle Architektur und ein starkes kulturelles Erbe steht.
Zu Besuch bei Philip Battin
Abseits im Wald von Nesodden, der Halbinsel am Oslofjord, liegt Kroken – ein einzelnes Holzhaus mit Blick über das Wasser. Hier lebt und arbeitet Design Director Philip Battin. Während er in der Tech-Welt an vorderster Front unterwegs ist, nimmt er sich gleichzeitig die Zeit, das Haus aus dem Jahr 1899 Stück für Stück zu restaurieren. Inmitten von Natur und Stille hat er einen Ort gefunden, an dem modernes Leben und Umgebung nicht gegeneinander arbeiten, sondern sich gegenseitig tragen.
Photos by Julianne Leikanger
Heute gehört das Haus Philip, einem dänischen Design Director, der aus Kalifornien nach Norwegen gezogen ist. Von seinem Schreibtisch in Nesodden aus – versorgt über eine Starlink-Verbindung – arbeitet er bei Google an zukünftigen Anwendungen von KI und entwickelt hochentwickelte Produkte für den Wohnraum.
„Es ist schon verrückt, dass man mitten im Wald leben kann und trotzdem Teil eines globalen Teams ist“, sagt er. „Hättest du mich vor zehn Jahren gefragt, ich hätte nie gedacht, dass so etwas überhaupt möglich wäre.“
Sein Hightech-Arbeitsalltag steht im deutlichen Gegensatz zu seinem Umfeld: ein altes Holzhaus, versteckt zwischen Bäumen und völliger Ruhe. „Es ist schon verrückt, dass man mitten im Wald leben kann und trotzdem Teil eines globalen Teams ist“, sagt er. „Hättest du mich vor zehn Jahren gefragt, ich hätte nie gedacht, dass so etwas überhaupt möglich wäre.“
Philip ist eher zufällig auf das Haus gestoßen – Nesodden kannte er vorher nicht einmal. Klar war für ihn nur, dass er nah an der Natur leben und etwas erleben wollte, das sich wirklich norwegisch anfühlt. „Was wir an San Francisco geliebt haben, war die Nähe zur Natur und die Vielfalt. Wir konnten surfen, in die Wüste fahren und am selben Tag noch Ski laufen. Als wir dann bereit waren, Kalifornien zu verlassen, war schnell klar, warum es uns nach Norwegen gezogen hat: Hier können wir genau diese Art von Leben weiterführen.“
Philip erlebt die Menschen um sich herum als offen und kreativ – ein deutlicher Gegensatz zu seiner Kindheit auf dem dänischen Land, die er als eher verschlossen und traditionell in Erinnerung hat. „Ich glaube, viele junge Leute ziehen heute dorthin, wo man der Natur näher ist – einfach weil das Home Office es möglich macht. Man muss nicht mehr in der Stadt leben. Dadurch entstehen kleine Gemeinschaften, die ziemlich unkonventionell sind.“
Philip hat sich auch von anderen kleinen, eng verbundenen Gemeinschaften inspirieren lassen – Orten wie Sea Ranch und Bolinas in Kalifornien, wo Künstler und Surfer in den 60er-Jahren eigene Lebensentwürfe abseits des Mainstreams aufgebaut haben. Oder Marfa in Texas, wo der Minimalist Donald Judd ein Zuhause schuf und Gleichgesinnte einlud, nahe der Natur zu leben und zu arbeiten. „Solche Orte stehen für etwas Größeres“, sagt er. „Eine wachsende Bewegung von Menschen, die sich bewusst dafür entscheiden, langsamer und verbundener zu leben, fernab der großen Städte – möglich gemacht durch Technologie und das Home Office. Eine Art moderne Subkultur: lose verteilte Gruppen von Leuten auf der ganzen Welt, verbunden durch gemeinsame Werte statt durch Geografie.“
„Kroken steht für eine bestimmte Art zu leben. Hier, umgeben von Menschen, die ähnlich ticken, und von Natur, kann ich arbeiten, gestalten und neue Dinge ausprobieren, ohne mich treiben zu lassen.“
Indem er sich Zeit lässt und Entscheidungen trifft, die langfristig Sinn ergeben, wächst das Haus Stück für Stück in die Richtung, die er sich vorgestellt hat.
„Kroken steht für eine bestimmte Art zu leben. Hier, umgeben von Menschen, die ähnlich ticken, und von Natur, kann ich arbeiten, gestalten und neue Dinge ausprobieren, ohne mich treiben zu lassen. Und je mehr Remote Work Möglichkeiten schafft, desto stärker wachsen Orte wie dieser zu kleinen, alternativen Gemeinschaften heran, die sich um Leidenschaft und Natur formieren.“
Seit unserem Besuch im Oktober 2024 ging die Veränderung weiter. Der Wohnzimmerboden ist herausgenommen, die Erdwärme ist installiert, und gemeinsam mit Kim Lenschow modernisiert Philip sowohl den Ausdruck des Hauses als auch seine Energiesysteme – ohne die Patina, das Handwerk und Details wie den Kamin anzutasten. Wer sehen will, wie es weitergeht, findet alles unter @kroken.house.